All, all are sleeping on the hill (Midwest I)

“The sins of the Midwest: flatness, emptiness, a necessary acceptance of the familiar. Where is the romance in being buried alive? In growing old?” (Stewart O’Nan, Songs for the Missing)

 

Wer seine Mitte nicht verliert, der dauert, sagt man. Wohl mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, als die endgültigen Konturen des Landes im Wesentlichen festgezurrt waren, als der vom Bürgerkrieg aufgewühlte Staub sich ein wenig gelegt hatte und die Nation sich anschickte, im Konzert der Weltmächte eine schmetternde Stimme zu übernehmen, begann auch der Aufstieg des Mittleren Westens im US-amerikanischen Bewusstsein. Nicht einmal so sehr als – schließlich banale und auch früher schon gegebene – geografische Entität, sondern vor allem als eine Art mythografischer Ort, der mit der Geografie der Region lediglich die äußeren Umrisslinien teilt.

Arm an landschaftlichen Ausreißern sind es dabei in erster Linie soziokulturelle Marker, die das Bild des Mittleren Westens und seiner Bewohner bestimmen. Dröge und philisterhaft den einen, urtümlich und wetterfest den anderen fand die Nation an dieser beinahe sagenumwobenen Stätte am ehesten zu sich selbst. Wer aus dem heartland stammte, war irgendwie amerikanischer als die anderen Amerikaner. Durchschnittlicher wohl, aber auch verwurzelter und darum zuverlässig unverwüstlich. Das Salz der Erde, eben. Weitab von den Extremen der Küstenregionen überblickten die gottgefälligen Midwesterners von ihren Veranden aus endlos weite Felder goldgelben Weizens, erwirtschafteten moderate Vermögen, verheirateten ihre Töchter an den Cousin zweiten Grades und buken fleißig ihre apple pies. So das Klischee. Auto-, Maschinenbau und fleischverarbeitende Industrien, die sich bevorzugt hier einnisteten, taten diesem pastoralen Idealbild kaum Abbruch, ebenso wenig wie das Cleveland Orchestra, das Saint Louis Art Museum oder das Grinnell College und die University of Notre Dame etc.

„I was born on the prairie and the milk of its wheat, the red of its clover, the eyes of its women, gave me a song and a slogan”, beginnt Carl Sandburg sein Gedicht Prairie und beschwört so pathetisch die alles transzendierende Kraft der Heimaterde. (Geht man davon aus, dass die Augen der meisten farmers’ daughters in verführerischem Tiefblau funkelten, evozieren die Verse hier ein wunderbares Bild in den Farben der US-amerikanischen Flagge, weshalb der Weizen an dieser Stelle auch milchig weiß daherkommen muss.) Sandburg, geboren 1878 in Galesburg im Staat Illinois, ist der wohl bekannteste aus der Gruppe der Midwestern Poets, die in der 1912 in Chicago von Harriet Monroe ins Leben gerufenen Zeitschrift Poetry: A Magazine of Verse ein zu Hause fanden.

Gemeinsam mit einer Reihe aufstrebender Prosaautoren wie (dem in Deutschland geborenen) Theodore Dreiser, Upton Sinclair oder Willa Cather bildeten diese Dichter das Rückgrat dessen, was in der amerikanischen Literaturgeschichte als Chicago Renaissance zu stehen kam. Von der Windy City am Lake Michigan aus verhandelten die Künstler auch jene gewaltigen Vorgänge des Umbruchs, welche die Vereinigten Staaten in diesen Jahren zu spüren bekam und welche sich ganz generell wie ein roter Faden durch das künstlerische Schaffen der sogenannten klassischen Moderne ziehen: stetig sich fortsetzende Urbanisierung und Industrialisierung, der Siegeszug der modernen Wissenschaften, anhaltende Massenimmigration in die junge Republik, die Ausbreitung der Elektrizität und technischer Neuerungen wie Telefon, Radio oder Grammofon, schließlich und daran anknüpfend auch das Entstehen von Massenkultur. Im Umkehrschluss geraten alte Strukturen immer stärker ins Wanken, treten in den Schatten und werden abgelöst. Übersetzt in die Poesie bedeutet das neben dem inhaltlichen Durchlüften häufig auch den kalkulierten Bruch mit den starren Regeln der Verskunst. Noch einmal Carl Sandburg, mit den Anfangsversen seines programmatischen Gedichts Chicago von 1914, die so ganz anders daherkommen, als das säuselnd-gereimte Parlando viktorianischer Schäferlyrik in braven Jamben:

“Hog Butcher for the World,
Tool Maker, Stacker of Wheat,
Player with Railroads and the Nation’s Freight Handler;
Stormy, husky, brawling,
City of the Big Shoulders:

They tell me you are wicked and I believe them, for I have seen your painted women under the gas lamps luring the farm boys…”

Aber auch ein Chi-town ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Im Gegenteil: Aufleuchtend im zweiten Absatz des Zitats ist der Eindruck, dass der Midwest am Ende des Tages – wenn alle Wolkenkratzer bestaunt und die Autos geparkt sind und die Hektik der Moderne ihre Reize ausgespielt hat – dennoch im Herzen eine ländlich-kleinstädtische Welt ist. Bauernlümmel mögen neugierig die in der Großstadt sich bietenden Unverschämtheiten beäugen, finden zuletzt aber immer auch wieder zurück auf die Farm. Metropolen wie Chicago (Detroit, Cleveland, die Twin Cities und noch ein paar weitere urbane Agglomerationen) bleiben dem mythografischen Mittleren Westen unwesentlich. Bei Licht betrachtet dienen sie oftmals vielmehr als Folie, vor der sich die Provinz um so klarer profilieren kann. Der Nabel des Midwests, sozusagen die Mitte der Mitte, ist das Hinterland. Einer, der das genau wusste, weil er aus der Kleinstadt kommend in Chicago sein Glück suchte und doch die Gespenster der eigenen Vergangenheit nicht loswerden konnte, war Edgar Lee Masters, Anwalt und Poet.

Nur sehr wenige Gedichtbündel haben zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung einen solchen Wirbel ausgelöst wie die Spoon River Anthology im Jahr 1915. Von der ersten Edition wurden in den USA 19 Auflagen herausgegeben, was eine absolut ungekannte Größenordnung im Bereich der Lyrik beziffert. (Die zweite Edition erschien dann bereits ein Jahr später – vor hundert Jahren – und umfasste noch einmal 35 weitere Gedichte, was die Gesamtzahl auf 244 schraubte.) Es ist kaum vermessen zu behaupten, dass es im US-amerikanischen Kontext in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überhaupt nur das überschätzte Waste Land vom ebenfalls überschätzten (und ohnehin nach Europa abgedampften) T.S. Eliot in Sachen poetischer Paukenschlag mit Masters Spoon River aufnehmen konnte. “At last. At last America has discovered a poet”, urteilt Ezra Pound (der bekanntlich als Meistermacher auch hinter Eliots Höhenflug stand.) Masters gelang das Kunststück, zu Lebzeiten unsterblich zu werden mit Versen über die Verstorbenen.

Geboren wird er 1868 in Kansas und wächst anschließend in zwei Kleinstädten in Illinois auf, Petersburg und Lewistown (das tatsächlich nicht weit entfernt liegt vom Spoon, der ein Nebenflüsschen vom Illinois River ist). Es sind die dort gesammelten Eindrücke, die ihm später als Vorlage dienen für die in Spoon River ausgestellte Lebenswelt. In der Rückbesinnung wird Masters festhalten, dass es die Gespräche mit seiner Mutter waren, die ihm bei einem Besuch in der alten Heimat die eigenen, abgelegten Erinnerungen an das Kleinstadtuniversum und seine Bewohner wieder ins Bewusstsein gerufen hätten. Für seine Gedichte mischt er dann Fakt mit Fiktion, verwendet vielfach die Namen tatsächlicher Verstorbener, wie sie noch heute auf dem Oak Hill Cemetery in Petersburg zu finden sind und würzt seine Zeilen mit dem Klatsch und Tratsch der örtlichen Saloons und Tante-Emma-Lädchen. Hier spricht jemand, der weiß, wovon er redet, der in diese Welt hineingeboren wurde und der die Windungen der Gedanken ihrer Bewohner nachvollziehen kann.

Zunächst aber hatte er all dem entfliehen wollen, ausziehen in die weite Welt, die im Midwest eben in Chicago zu Hause ist. Auf Druck der Eltern studiert er zwar Jura in Galesburg (ebendort, wo Carl Sandburg geboren wurde) und arbeitet noch eine Weile in der Kanzlei des Vaters, aber dann gibt es kein Halten mehr und ab 1893 schlägt er seine Zelte in der Großstadt auf. Kurioser Schlenker: Zwischen 1903 und 1908 führt Masters eine eigene Anwaltskanzlei. Sein Partner in diesen Jahren ist Clarence Darrow, einer der später berühmtesten Anwälte des Landes und großer Champion der Bürgerrechtsbewegung. In fiktionalisierter Form wird Darrow in mehreren Hollywoodfilmen unter anderem von Spencer Tracey und Kevin Spacey (die reimen sich!) dargestellt, nicht zuletzt findet sein Name auch Eingang in den Song The Gift von Velvet Underground. Mit Masters allerdings überwirft er sich nach wenigen Jahren. Zu Beginn der 1920er wird er sogar dessen erste Ehefrau im Scheidungsprozess der beiden vertreten und dafür sorgen, dass Masters am Ende der Verhandlung wenig mehr als die Rechte an seinen Büchern zugesprochen werden. So viel dazu, denn vorher geschah Weltbewegendes.

Masters ist nur mit halbem Herzen bei der Anwaltssache. Seine Zuneigung gilt der Lyrik, in Chicago findet er bald schon Anschluss an die dort dichtende Bohème. Auf Anraten eines seiner neuen Freunde liest er die Select Epigrams from the Greek Anthology. (Die berühmte Griechische Anthologie (Anthologia Græca) ist eine Sammlung mehrerer tausend Gedichte, geschrieben zwischen 700 v. Chr. und 1000 n. Chr., die seit ihrer Bündelung einen immensen Einfluss auf die Dichtkunst des Okzidents ausübt. Masters liest die Epigramme in englischer Übersetzung herausgegeben vom schottischen Sozialisten J.W. Mackail.) Es sind dies zumeist knappe Verse, oftmals anlässlich größerer Festlichkeiten – auch Begräbnissen – erdacht und niedergeschrieben. Auch abschließende Sinnsprüche, die man geliebten Verstorbenen in den Mund legte, sind hier häufig zu finden. Als allbekannte Blaupause entsinne man sich des die sich dem Xerxes entgegenstellenden Spartaner verherrlichende Distichons auf dem Thermopylendenkmal, hier in der Übertragung von Schiller:

„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“

Masters jedenfalls ist angefixt. In einem grandiosen Schachzug überträgt er das Prinzip der lebenserzählenden Grabinschriften in die Jetztzeit und verlagert es zudem in den ihm wohlbekannten Midwest, genauer in das fiktive Städtchen Spoon River. Nachdem bereits 1914 einige derlei verfasste Gedichte lose in einer kleinen Zeitschrift veröffentlicht werden, kommt der große Wurf dann im folgenden Jahr, als Masters mit seiner Anthology die ganze Gemeinde unter die Erde verlegt: Die Sprecher der einzelnen, epigrammhaften Gedichte sind die verstorbenen Bewohner von Spoon River. Mit ihren Versen rekapitulieren sie die Essenz ihrer Leben, ziehen, wenn man so will, Bilanz und rechnen ab – mit sich, mit ihren Mitmenschen, mit der Kleinstadt, deren sichtbare und unsichtbaren Grenzpfähle ihr jeweiliges Sein in der Welt bestimmt haben. Ein Chor von Grabesstimmen, ineinander verwoben und sich gegenseitig verstärkend. Alle liegen begraben auf dem Hügel, „all, all are sleeping on the hill“, wie es im einleitenden Gedicht heißt.

 

*Klick* „The tender heart, the simple soul, the loud, the proud, the happy one?- All, all, are sleeping on the hill.“

 

Der Effekt von Spoon River ist ganz unbeschreiblich: Selbst die größte Lyrikleserin wird selten einmal einen Gedichtband in Händen halten, bei dem sie so sehr danach fiebert, weiter und immer weiter zu lesen, um zu erfahren, wie wohl die nächste Lebensgeschichte ausgegangen ist und wie sie sich einfügt in das ganze, tote Leben des Städtchens. Dabei sind die einzelnen Gedichte gar nicht einmal so sehr berührend, lassen für sich genommen kaum aufhorchen. Der Clou von Masters Werk liegt zum einen in der Bündelung und gleichzeitigen Verschränkung der vielen Epitaphe, so dass am Ende die Geschichte einer gesamten Stadtgemeinschaft des Mittleren Westens im ausgehenden 19. Jahrhundert erzählt wird. Zum anderen ist es freilich auch das, was die Bewohner von Spoon River zu erzählen haben. Denn das Bild, das entsteht, wenn sich alle kleinen Mosaiksteine zusammenfügen, hat so gar nichts zu tun mit der bukolischen Idealwelt Ur-Amerikas unter Gottes großem Himmelszelt.

Wer tot ist, hat nichts mehr zu verlieren. Nichts muss mehr zurückgehalten, alle köstlich-unstatthaften Geheimnisse können auf den Tisch gebracht und ausgeschlachtet werden. Sie müssen es sogar, denn sonst bringt auch der Tod keine Ruhe. So ist die Anthology ein großartiges Vehikel, hinter die Fassade des beschaulichen Kleinstadtlebens zu blicken. Unter der Oberfläche brodelt es, die sozialen Strukturen zeigen sich als hohl und überlebt. Indem sie die im öffentlichen Leben zwingend vorgehaltene viktorianischen Maske des Anstands ablegen, offenbaren die Spooniads das eigentliche Innere ihrer Herzen. Und das sind wahre Räuberhöhlen. Neid, Missgunst und Schadenfreude anderen gegenüber finden sich hier ebenso wie der Vorwurf an sich selbst, im Leben auf die falschen Pferde gesetzt zu haben. Viele bereuen, grollen, trauern hinterher. Und jenseits der an den Tag gelegten Prüderie regiert hier wie überall der Trieb. Unterm Strich bleibt so die überraschende Erkenntnis, dass der Mittlere Westen mitnichten das Paradies auf Erden ist, und seine Bewohner keine Engel sind sondern Menschen wie du und ich!

Kein Wunder, dass der Erfolg der Spoon River Anthology in nicht geringem Maße ein Skandalerfolg war. Wer nationalen Mythen ans Bein pinkelt, wird im Zweifelsfall einen Sturm ernten. Dabei wäre es ungerecht, Masters Büchlein auf den Sensationseffekt zu reduzieren. Dafür hat die Sammlung zu viel Substanz, wird hier zu viel Wahres, Menschliches ausgesprochen. Und es muss auch relativiert werden, was oben über die einzelnen Gedichte gesagt wurde: Sie funktionieren zwar wirklich nur in der Gesamtheit der Anthology, trotzdem ist da nichts auf die Schnelle Hingekritzeltes dabei. Im von Whitman eingeführten, ungereimten free verse, der auch 1915 den Hütern der Kultur immer noch suspekt vorkam, liefert Masters hier in wenigen Zeilen Miniaturporträts der Toten, die vor Leben nur so strotzen. Vor allem bleibt er seinen Figuren zugewandt, stellt niemanden bloß, obwohl er die Menschen von allen Rücksichten entkleidet wiedergibt. So wird paradoxerweise dem amerikanischen Kleinstadtleben ein Denkmal gesetzt, gerade indem die Risse im Makeup offengelegt werden.

Liebhaber von Lyrik sind es gewohnt, in der Minderheit zu sein; Dichter verdienen an ihrem Werk selten einmal mehr, als einen krude geflochtenen Lorbeerzweig. (Berühmt ist der Spruch von Gottfried Benn, nach dem er sich durch den Verkauf seiner Gedichtbände in all den Jahren immerhin die Zündhölzer für seine Zigaretten habe finanzieren können. Das sagte jemand, dem mit der Veröffentlichung von Morgue und andere Gedichte im Jahr 1912 ein beinahe ebenso großer Aufreger in Deutschland gelungen war, wie es Masters kurz danach auf der anderen Seite des Atlantiks glückte.) Dass beim Tod eines Poeten tausende Trauergäste dem Sarg folgen, wie es 1803 anlässlich des Begräbnisses von Klopstock – heuer nurmehr ein Name, mit dem Germanisten etwas anfangen können – in Hamburg und Altona geschehen sein soll, darf als ganz und gar unwahrscheinliche Aberration abgetan werden.

Edgar Lee Masters ist nicht vollkommen vergessen worden, wenigstens das. Gleichwohl hat er die letzten Jahre bis zu seinem Tod 1950 in relativer Obskurität im berühmten Chelsea Hotel in Manhattan zugebracht. Über 50 Bücher hat er schließlich veröffentlicht, darunter Poesie, Prosa, Lebenserinnerungen sowie auch Biografien über Mark Twain und Abraham Lincoln. Gelesen haben das nicht mehr viele Menschen. Es ist ein hartes Verdikt, aber in künstlerischer Hinsicht ist Masters eine Eintagsfliege geblieben. In gewisser Weise ist die Spoon River Anthology zu einem Grabstein für ihren Schöpfer geworden – die Messlatte ihres Erfolges konnte er später nur noch reißen. Aber was für ein Grabstein, andererseits! Die Verse seiner Spooniads spuken weiter in der endlosen Landschaft der Literatur. Vor allem in Theaterinszenierungen ist Masters Meisterwerk bis heute präsent. Die mir persönlich liebste Anverwandlung kommt allerdings aus vollkommen unerwarteter Richtung, nämlich aus dem Italien der frühen 1970er Jahre: Auf seinem Album Non al denaro, non all’amore né al cielo singt Fabrizio De André in seinem wunderbar genovesisch gefärbten Italienisch die letzten Worte der verschiedenen Midwesterners, als ob es kein Morgen gäbe.

 

doimlinque

22 Gedanken zu „All, all are sleeping on the hill (Midwest I)

  1. Diander

    Sehr, sehr, sehr schöner Blog, doimlinque. Auf die Schnelle: Ich kannte Spoon River bisher überhaupt nicht. Und oute mich als ungekrönte Schnulzenkönigin, weil die spontane Assoziation „Brücken am Fluss“ war, einer der wenigen Clint Eastwood Filme, den ich – wenn überhaupt – sogar mehrmals gesehen habe (so schön, hach). Vor allem getragen von Meryl Streep. Landschaft und Menschen in Iowa à la

    überblickten die gottgefälligen Midwesterners von ihren Veranden aus endlos weite Felder goldgelben Weizens, erwirtschafteten moderate Vermögen, verheirateten ihre Töchter an den Cousin zweiten Grades und buken fleißig ihre apple pies.

    Und auch dort wird die wahre Geschichte erst nach dem Tod erzählt, und die Menschen raus aus dem Klischee geholt, ihnen eine Persönlichkeit verliehen, das Brodeln unter der Oberfläche sichtbar gemacht.

    Muss den Blog nochmal in Ruhe lesen, dauert aber ein bissi, bin auf der Durchreise.

    Grüßle, Diander

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    1. doimlinque Autor

      Many thanks!

      Ich kannte Spoon River bisher überhaupt nicht.

      Pfff, als ob das ein Verbrechen wäre. Das hier ist eine dünkelfreie Zone. Und außerdem macht der Blog so rückwirkend doppelt Sinn, als Aufklärungslektüre.

      Und oute mich als ungekrönte Schnulzenkönigin…

      Registriert. Meine Ambitionen in diese Richtung kann ich also fahren lassen.

      …weil die spontane Assoziation „Brücken am Fluss“ war…

      Finde ich gar nicht so abwegig, ich hatte dieses Midwestern-Dings ja tatsächlich ziemlich hoch gehängt, und der Film schlägt nun einmal in eben diese Kerbe. Ist aber schon auch ganz schöner Schmalz, gell? Besonders erinnere ich mich an den etwas irritierenden Akzent, den Meryl Streep zumindest in der englischen Fassung paradiert. Mega-italienisch.

      …einer der wenigen Clint Eastwood Filme, den ich – wenn überhaupt – sogar mehrmals gesehen habe…

      Ui, so besonders viele werden das bei mir auch nicht gewesen sein. Die Leone-Streifen aus den 60ern mag ich in ihrer Hyperrealität, ansonsten ist mir Eastwood wohl aweng zu karikaturhaft maskulin.

      …so schön, hach…

      Wer jetzt, was jetzt? Der Clinti? Ja, ein echter golden boy.

      Und auch dort wird die wahre Geschichte erst nach dem Tod erzählt, und die Menschen raus aus dem Klischee geholt, ihnen eine Persönlichkeit verliehen, das Brodeln unter der Oberfläche sichtbar gemacht.

      Ist natürlich schon fast selbst wieder ein Klischee, ein derartiges „Hüllenfallenlassen“, den „echten“ Menschen freilegen etc. Aber es sind – ganz ironiefrei – große Momente, wenn ein Kunstwerk es schafft, gewissermaßen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

      …bin auf der Durchreise.

      Bon voyage!

      Gruß, d.

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      1. Diander

        Doch noch mal kurz ich, bevor ich es en voyage vergesse:

        Finde ich gar nicht so abwegig, ich hatte dieses Midwestern-Dings ja tatsächlich ziemlich hoch gehängt, und der Film schlägt nun einmal in eben diese Kerbe.

        Schon, aber zusätzlich und vor allem haut er in die Kerbe, ein Leben und dessen Besonderheit anhand des Begräbnisses, von Nachlässen, post-mortem-Er-/Bekenntnissen zu erkunden und neu zu sehen. Das war in erster Linie das Déjà-vu.

        Ist aber schon auch ganz schöner Schmalz, gell?

        Jou, mit Betonung auf schön (sagt die selbsternannte Schmalzbeauftragte)

        Eastwood wohl aweng zu karikaturhaft maskulin

        Aweng charmant und höflich untertrieben. In dem Film aber nimmt er sich zurück, und das steht ihm gut.

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  2. Pingback: All, all are sleeping on the hill (Midwest I) — Weinbeeren – montagfrei

  3. Diander

    Irgendwo stand mal: Jeder Thread, der etwas auf sich hält, landet zu guter Letzt bei der Lyrik.

    Bob Dylan, gebürtiger Midwestler, dem das Lyrische ein wenig anhaftet, in “The Ballad Of Goosey Green”:

    I`ll tell you the story,
    I`ll tell you the tale
    Of old Goosey Green,
    For I know it quite well.
    He attempted to beat my world record for sitting
    On a pile of rocks for an hour without quitting.
    Well, Goosey, he sat.
    Yes, he sat and he sat,
    And he set the world record, easy as that.
    I couldn`t help marvel at old Gosey Green,
    The finest rock-sitter that I`d ever seen.

    Grüßle, Di

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    1. doimlinque Autor

      Irgendwo stand mal: Jeder Thread, der etwas auf sich hält, landet zu guter Letzt bei der Lyrik.

      Freilich. Wenngleich das unter einem Text über einen Lyrikband vermutlich nur wenige Augenbrauen in die Höhe schießen lassen wird. Dennoch: doimlinque’s law erweist sich wieder einmal als zutreffend und reflektiert so die Scharfsinnigkeit seines Entdeckers.

      Wie Du in diesen Tagen auf Dylan kommst, wo der doch geradezu totgeschwiegen wird – Hut ab. Straight aus dem Midwest kommt der, stümmt. Wäre es anders, hätte er sich diesen Teil seiner Biografie vermutlich auch noch ausgedacht, denn es passt einfach wie der Blödel zum Barden. Wichtiger Song vom gleichnamigen Album ist bekanntlich Highway 61 Revisited, absurd-verspielte Hommage an eine dieser mythenbehafteten amerikanischen Straßen (siehe auch die Route 66 oder den Highway No. 1), die in diesem Fall nicht nur an Zimmermans Vorgarten entlangführt, sondern auch den gesamten Midwest durchzieht und mit dem Golf von Mexiko verbindet. Sternstunde der Musik ist übrigens auch die Coverversion von PJ Harvey (von vor über 20 Jahren, Gott, bin ich alt…).

      Gruß, d.

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      1. Diander

        Wie Du in diesen Tagen auf Dylan kommst, wo der doch geradezu totgeschwiegen wird – Hut ab.

        Haja, seien wir froh, dass nicht gerade John Waynes Jahrestag war, sonst wäre der Schlenker noch grausliger geworden.

        Dylan war im Grunde musikalisch nie so mein Fall, Lyrik hin, Lyrik her. Das Cover ist cool, im Original mag ich eigentlich nur Hurricane.

        …von vor über 20 Jahren, Gott, bin ich alt…

        Jammer nicht, was soll denn unsereins sagen.

        Grüßle, Di

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        1. doimlinque Autor

          Dylan war im Grunde musikalisch nie so mein Fall, Lyrik hin, Lyrik her. Das Cover ist cool, im Original mag ich eigentlich nur Hurricane.

          Don’t get me started, ich bin großer Dylanista. Interessanterweise stelle ich fest, dass das ein sehr männliches Phänomen zu sein scheint. Im Grunde genommen kenne ich genau keine Frau, die auch nur annähernd so jeck wird, wenn der Bobster auf dem Plattenteller schwummert. Hurricane ist gut, ja, wobei ich da zum Beispiel die Lyrics eher so naja finde. Gleich dahinter kommt Isis, det is famos, wa. Und wenn man die Platte umdreht, kommt Black Diamond Bay, zum Niederknien. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, das hier nicht ausarten zu lassen in ein Dylan-Lovefest.

          Jammer nicht, was soll denn unsereins sagen.

          Bin ohnehin immer wieder erstaunt, dass man Euch aus Euren Grüften heraus noch hört. Nee, irgendwann setzt doch die Weisheit ein, hoffe ich zumindest, da arrangiert man sich dann resigniert mit den harten Fakten. Oder? Und außerdem jammere ich nicht, ich heule wie ein Schlosshund.

          Gruß, d.

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          1. dame.von.welt

            Don’t get me started, ich bin großer Dylanista. Interessanterweise stelle ich fest, dass das ein sehr männliches Phänomen zu sein scheint. Im Grunde genommen kenne ich genau keine Frau, die auch nur annähernd so jeck wird, wenn der Bobster auf dem Plattenteller schwummert.

            Nein? Aber ich und zwar eine, die nicht nur den Plattenteller schwummern läßt und die auch sonst ganz wunderbare Musik macht.

            Zweifellos hat jeder Künstler das Recht, das eigene Werk nach Kräften zu verhunzen und ich hörte auch, daß Bob Dylan schon mehrfach für den Literaturnobelpreis nominiert gewesen sein soll usw.usw. Aber ich mag Dylan-Cover lieber. Selbst, wenn sie von Bryan Ferry kommen, den ich nicht austehen kann – aber bei dessen Bob-Dylan-Tributeplatte habe ich zum ersten Mal bemerkt, daß Dylan-Stücke tatsächlich Melodien haben.

            Grüße!

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            1. doimlinque Autor

              Nein? Aber ich und zwar eine, die nicht nur den Plattenteller schwummern läßt und die auch sonst ganz wunderbare Musik macht.

              Gut, also eine. Ist immer noch recht überschaubar, finde ich. Zumal angesichts der vielen abertausenden Männer, die mit klassisch-männlichem Pathos Stein und Bein schwören, Dylan habe ihr Leben verändert.
              Bei Licht betrachtet hatte ich latürnich mit PJ Harvey selbst schon eine Ausnahme zu meiner Regel geliefert. Und dann würde mir auch sofort Joan Baez einfallen, die müsste man vermutlich sogar auf Platz 1 der weiblichen Dylan-Plattentellerschwummerinnen setzen, rein chronologisch jetzma.
              Ich überlege, ob evtl. die Subkategorie Musikerin ganz allgemein von meiner Frauen-können-mit-Dylan-nicht-gar-so-viel-anfangen-Regel unbetroffen ist. Mögliches Dissertationsthema für Musikologen/Genderisten.

              …aber bei dessen Bob-Dylan-Tributeplatte habe ich zum ersten Mal bemerkt, daß Dylan-Stücke tatsächlich Melodien haben…

              Ist wenigstens im Ansatz eine Geschmacksfrage und in dem Bereich sind Besserwissereien natürlich ganz furchtbar, aber ich würde doch auf die Byrds und besagte Joan Baez verweisen wollen, die haben das schon viel früher aufgezeigt. Oder Peter, Paul & Mary, denke ich gerade.

              Gruß, d

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            2. Diander

              @ doimlinque und DvW: Wenn man sich die Liste derer überlegt, die sich an Dylan versucht haben, sind da tatsächlich etliche Frauen dabei, hier z.B. auch Cassandra Wilson. Aber selbst in ihrer Version kann ich nicht allzu viel damit anfangen. Spricht zumindest für doimlinques Subkategorien-These. Sie hört scheints was, was ich nicht höre (und das ist???). Eher schon hier

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  4. anchesa69

    „…Arm an landschaftlichen Ausreißern sind es dabei in erster Linie soziokulturelle Marker, die das Bild des Mittleren Westens und seiner Bewohner bestimmen. Dröge und philisterhaft den einen, urtümlich und wetterfest den anderen fand die Nation an dieser beinahe sagenumwobenen Stätte am ehesten zu sich selbst. Wer aus dem heartland stammte, war irgendwie amerikanischer als die anderen Amerikaner. Durchschnittlicher wohl, aber auch verwurzelter und darum zuverlässig unverwüstlich….“

    Mein erster Gedanke war witzigerweise Nashville, das hab ich immer eher als Mittleren Westen angesehen als zB Detroit oder Chicago.

    Auf die „Spoon River“ Gedichte hast mich jetzt aber neugierig gemacht. Ich hoffe mal, die gibts auch ins Deutsche übersetzt???

    „…Mit Masters allerdings überwirft er sich nach wenigen Jahren. Zu Beginn der 1920er wird er sogar dessen erste Ehefrau im Scheidungsprozess der beiden vertreten und dafür sorgen, dass Masters am Ende der Verhandlung wenig mehr als die Rechte an seinen Büchern zugesprochen werden….“

    Was sagt uns das? Überwirf Dich nie nie nie mit einem (guten) Anwalt.

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  5. Rüdiger Grothues

    Ein Beitrag, in dem die Weite des Mittleren Westens wohnt… und der eine Anthology vorstellt, von der auch ich bisher nicht gehört hatte.

    Beim Lesen musste ich unweigerlich an eine Erscheinung denken, die ich in Greil Marcus´ Buch „Invisible Republic. Bob Dylan´s Basement Tapes“ fand, in dem die Basement Tapes eher als Aufhänger zu mändernden Überlegungen Nordamerikas Geschichte betreffend dienen. Und es taucht die Maske, das „DEADPAN“ genannte Pokerface auf:
    „Discovered by Rourke as an eighteenth-century heirloom, the mask is what in the nineteenth century came to be called the deadpan, the poker face: precicely what the coachman wipes off the rider´s face. The mask hides the voice no less than the face, and the voice it makes you might call YANKEE MIDWESTERN [Hvm], though it is also Appalachian, mountain-still, a speech made as much of silences as of words, and the silence is the edge. So what? says the voice; it is dulled, unimpressed, as Rourke says,unsurprised.
    Hier passt natürlich auch Clint Eastwood hin, der nicht so viele Worte machen würde.
    Und His Bobness, geboren in Minnesota, der sich in diesen Kommentarstrang zu verbeißen scheint, hier nun

    als Zeremonienmeister, Zirkusdirektor, Bandleader und Maskenkönig mit kompakter Band (drei E-Gitarren zeigen höchste Gniedelgefahr an, aber die Performance hat was, finde ich).

    Am Ende jedoch, wenn der Sensenmann zugeschlagen hat, fallen all die Masken: „Wer tot ist, hat nichts mehr zu verlieren. Nichts muss mehr zurückgehalten, alle köstlich-unstatthaften Geheimnisse können auf den Tisch gebracht und ausgeschlachtet werden.“

    Viele Grüße von
    (Western Space)LAB (R.G.)

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    1. doimlinque Autor

      Oh ja, sehr schöne Assoziation. …a speech made as much of silences as of words ist treffend.

      Tendenziell finde ich Dylans Alterswerk ein klitzekleines bisschen überschätzt, aber es sind da schon auch noch viele Perlen zu sichten. Zum Beispiel der Workingman’s Blues #2 – als große, bittersüße Bilanzziehung. Nicht spezifisch dem Midwest zuzuordnen, aber für ein Spoon River des 21. Jahrhunderts bestens geeignet:

      There’s an evenin‘ haze settlin‘ over the town

      Starlight by the edge of the creek

      The buyin‘ power of the proletariat’s gone down

      Money’s gettin‘ shallow and weak

      The place I love best is a sweet memory

      It’s a new path that we trod

      They say low wages are a reality

      If we want to compete abroad

      My cruel weapons have been put on the shelf

      Come sit down on my knee

      You are dearer to me than myself

      As you yourself can see

      I’m listenin‘ to the steel rails hum

      Got both eyes tight shut

      Just sitting here trying to keep the hunger from

      Creeping it’s way into my gut

      Meet me at the bottom, don’t lag behind

      Bring me my boots and shoes

      You can hang back or fight your best on the front line

      Sing a little bit of these workingman’s blues

      Now, I’m sailin‘ on back, ready for the long haul

      Tossed by the winds and the seas

      I’ll drag ‘em all down to hell and I’ll stand ‘em at the wall

      I’ll sell ‘em to their enemies

      I’m tryin‘ to feed my soul with thought

      Gonna sleep off the rest of the day

      Sometimes no one wants what we got

      Sometimes you can’t give it away

      Now the place is ringed with countless foes

      Some of them may be deaf and dumb

      No man, no woman knows

      The hour that sorrow will come

      In the dark I hear the night birds call

      I can hear a lover’s breath

      I sleep in the kitchen with my feet in the hall

      Sleep is like a temporary death

      Meet me at the bottom, don’t lag behind

      Bring me my boots and shoes

      You can hang back or fight your best on the front line

      Sing a little bit of these workingman’s blues

      Well, they burned my barn, they stole my horse

      I can’t save a dime

      I got to be careful, I don’t want to be forced

      Into a life of continual crime

      I can see for myself that the sun is sinking

      How I wish you were here to see

      Tell me now, am I wrong in thinking

      That you have forgotten me?

      Now they worry and they hurry and they fuss and they fret

      They waste your nights and days

      Them I will forget

      But you I’ll remember always

      Old memories of you to me have clung

      You’ve wounded me with words

      Gonna have to straighten out your tongue

      It’s all true, everything you have heard

      Meet me at the bottom, don’t lag behind

      Bring me my boots and shoes

      You can hang back or fight your best on the front line

      Sing a little bit of these workingman’s blues

      In you, my friend, I find no blame

      Wanna look in my eyes, please do

      No one can ever claim

      That I took up arms against you

      All across the peaceful sacred fields

      They will lay you low

      They’ll break your horns and slash you with steel

      I say it so it must be so

      Now I’m down on my luck and I’m black and blue

      Gonna give you another chance

      I’m all alone and I’m expecting you

      To lead me off in a cheerful dance

      Got a brand new suit and a brand new wife

      I can live on rice and beans

      Some people never worked a day in their life

      Don’t know what work even means

      Meet me at the bottom, don’t lag behind

      Bring me my boots and shoes

      You can hang back or fight your best on the front line

      Sing a little bit of these workingman’s blues

      Gruß, d.

      P.S.: Eastwood kann mal nach Hause gehen.

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  6. Rüdiger Grothues

    Alles hängt eben mit allem zusammen…

    Jüngst war im gedruckten Spiegel die Kritik eines Romans von Robert Seethaler zu lesen, der mir offen gestanden bislang gar nichts sagte, und im vierteljährigen Beiblatt „Literatur“ gab es nochmals eine Besprechung – beide dem Werk zugetan.
    In einer der Kritiken wurde der Autor selbst zitiert, der auf der Website seines Verlages (Hanser) ein paar Erläuterungen über dieses Werk mit dem Titel „Feld“ gegeben hat.
    Dort führt er unter anderem aus: „Vor über dreißig Jahren kam mir The Spoon River Anthology aus dem Jahr 1915 in die Hände. Darin lässt der Amerikaner Edgar Lee Masters fast dreihundert Tote in kurzen Gedichten von ihrem Leben erzählen. Etwas Ähnliches wollte ich auch machen. Auf meine Art.“ Und ich dachte, verflixt, das kommt dir doch bekannt vor…

    So hängt eben alles mit allem zusammen.

    Grüße von
    Rüdiger

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    1. doimlinque Autor

      Ui, das nenne ich ‚Nachhaltigkeit‘ – nach drölfhundert Monaten hier noch einmal ein Lebenszeichen. Ich bin zugegebenermaßen ein wenig stolz auf mich selbst.

      Seethaler habe ich auch nicht gelesen, darum antworte ich etwas abgehoben mit einer Synthese der beiden großen vorsokratischen Antipoden Parmenides und Heraklit: Das Sein ist nicht vergänglich, sondern ewig, andererseits ist aber auch immer alles im Fluss. Nicht wahr…?

      Was ich meine, ist, dass die abendländische Literatur sich in beständig neuen Masken präsentiert, in der Essenz aber stets ganz bei sich bleibt. Aus einer Handvoll Mythen schöpfen die Dichterinnen ihre Werke, beziehen sich auf ihre Vorgängerinnen und spinnen deren Garn weiter. Alles hängt mit allem zusammen, ganz genau.
      Masters hat es geschafft, mit seiner Anthology eine wunderbare Blaupause hinzulegen, indem er antike Tradition auf das hier und heute umgemünzt hat. Und gestorben wird schließlich immer.

      Gruß, d.

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